Die Yoga-Sutras von Patanjali studieren: Entfaltung des Sutra 1.11
अनुभूतविषयासंप्रमोषः स्मृतिः॥११॥
“Anubhuta visayasampramosah smrtih”
Anubhūta: Erlebt, Wahrgenommen
Viṣayā: Objekt
Asampramoṣah: nicht loslassen, nicht vergessen
Smṛtiḥ: Erinnerung
“Gedächtnis” bezieht sich auf das Behalten von Bildern von Sinnesobjekten, die erfahren wurden, aber im Laufe der Zeit nicht vergessen wurden.
Bedeutung in der Yoga-Philosophie:
Das Sutra 1.11 betont die Bedeutung des Gedächtnisses in der Yogapraxis. Unsere Erfahrungen, die als Erinnerungen bewahrt werden, spielen eine einflussreiche Rolle bei der Formung unserer Wahrnehmungen und Reaktionen; daher ist die Beherrschung des Gedächtnisses der Schlüssel zur Selbstverwirklichung und zur Kontrolle geistiger Schwankungen.
Gelehrter Kommentar:
Swami Vivekananda(1863-1902): Swami Vivekananda betonte die Bedeutung der Gedächtniskontrolle für spirituelles Wachstum. Seiner Meinung nach kann man durch die Beherrschung des Gedächtnisses lernen, zwischen echten und falschen Erinnerungen zu unterscheiden, was zu einem besseren Verständnis des Selbst führt.
Krishnamacharya (1888-1989): Krishnamacharya betonte in Bezug auf dieses Sutra die praktischen Aspekte der Yogapraxis. Seiner Meinung nach sollte der Yogi Erfahrungen mit Achtsamkeit annehmen und Erinnerungen kultivieren, die dem spirituellen Fortschritt dienen, anstatt Anhaftung zu erzeugen.
Swami Sivananda (1887-1963): Sivananda befürwortete die Verwendung von Erinnerungen als Mittel der Hingabe und des Wissens, einschließlich spiritueller Lehren und Erfahrungen, um die eigene Verbindung mit dem Göttlichen zu stärken. Er glaubte, dass dies auch die eigene religiöse Erfahrung und die Verbindung zum Göttlichen vertiefen könne.
Swami Satyananda Saraswati (1923-2009): interpretierte dieses Sutra als eine Anleitung zur Meditation, die besagt, dass wir durch das Beobachten und Verstehen unserer Erinnerungen Einblick in unser Unterbewusstsein gewinnen können, was zu größerer Selbsterkenntnis und Befreiung führt.